Flossen konnte ich mit meinem lebend gehaltenen Exemplare nicht recht in Einklang bringen. Ich hatte damals noch nicht die Konnexionen mit den gelehrten Kreisen und uberwies das Praparat meines Fundulus-Mannchens dem hiesige Naturhisorischen Museum zur Bestimmung. Ueber das Resultat der Untersuchung konnte ich bis heute nichts in Erfahrung bringen!

Monate verstrichen! Die Fishimporte aus Westafrika brachten zwar vieles Schone und interessante, aber keinen Fundulus. Einer der besten Siggelkowschen Fischfanger, zugleich vertandnisvoller Transporteur, war Mitte June 1907 nach dem Niger hinausgefagren, und wir harrten mit Spannung seiner Ruckkehr. Das Schiff traf am 1. September 1907 hier ein, und am 2, September 1907 mittags meldete Siggelkow mir telephinisch, dass die fur ihn mitgekommene Fischsendung jetzt vollstandig bei ihm im Hause sei und unter anderem auch 28 Stuck Fundulus enthielte. Eine Stunde spater war ich bei Siggelkow, wo ich Frau Kuhnt aus Conradshohe antraf. Vor dem Aquarium mit den Fundulus blieb ich sitzenl alles andere reizte mich im Moment nicht! Da sah ich ja die Artgenossen unseres verblichenen "Mobbi" in kleinen und grossen, fast ausgewachenen, wohlerhaltenen Exemplaren, Mannlein und Weiblein; aber auch noch eine zweite Art Fundulus war dazwischen vertreten, ebenfalls in grossen und kleinen Exemplaren beidrlei Geschlechts; Fundulus arnoldi Blgr, suchte ich vergebens. Obwohl Frau Kuhnt den gesanten Import schon uberommen hatt, trat sie mir in freundlichster Weise je ein Parchen dieser beiden Fundulus-Arten ab und uberliess mir die Auswahl. Weniger aus Bescheidenheit als aus Prinzip suchte ich mir die kleinsten Exemplare aus, da diese sich leichter eigenwohnen und dann in verhaltnismassig kleinen aquariun zur Fortplanzung schreiten. Das Herausfischen der Mannchen bereitete keine Schwierigkeit, denn diese sind selbst im juglendlichen alter durch die intensivere Farbung - bei auffallendem licht - von den Weibchen leicht zu unterscheiden; aber das Herausfischen der zugehorigen Weibchen war keinen leichte aufgabe; langer als eine Stunde habe ich im Schweisse meines Angesichts - die Zimmertemperatur betrung 20 Reaumur-gebraucht, bis ich, meiner Meinung hatte. Die weibchen dieser beiden Fundulus-Arten sind nämlich als kleine Exemplare von 3-4 cm Lange fast nicht voneinander zu unterscheiden. Freudigen Herzens zog ich mit meinen Schatzen nach Hause. Ein geheiztes Kastenaquarium von 56x28x30 cm Grosse tellte ich durch eine eigenschobene Glasscheibe in zwel Halften ab und setzte in jedes Abteil ein Parchen der neuen Fundulus. Un dem sofort heimisch und unrefzogen auch ihre neue Wohnung gleich einer eingehenden Beslchtigung. Nur das Mannchen des blauen Fundulus, welches ungefahr 1/3 cm kleiner war als sein Weibchen, war sehr schwach, bald stand es auf dem Kopfe, bald lag es auf der seite. Ich machte keine sorge, denn bei Siggelkow hatte es sich als ein durchaus gesundes Tier erwiesen, so dass die mimentane Gleichggewichtsstorung wohl nur auf die Erschutterung wahrend des Transports nach meiner wohnung bei der Fahrt mit der "Elektrischen" zuruckgefuhrt werden musste. Nach verlauf einer halben Stunde war die Storung durch die Ruhe wieder beseitigt und Fischen schwamm jetzt normal im Aquarium umher. Muckenlarven und kleine Wurmchen hatte ich nicht Hand, ich setzte daher einige Daphnien ein, die aber verschmaht wurdern. Da kam mir ein guter Gedanke! eins meiner Mollienisia latipinna- Weibchen hatte mich an Morgen desselben Tages mit einer grossen Anahl - etwa 70 - Jungen beschenkt, und diese sollten meinen neuen Fundulus als erstes futter die Fundulus-arten gehoren, mt besonderer Vorliebe Fischbrut fressen, ist allgemein bekannt. Mit einem Schopfloffel fing ich etwa ein Dutzend der neugeborenen Mollienisia heraus und gab sie den Fundulus, die sofort Jagd auf sie machten und sich die zarten Dinger gut schmecken liessen. Nach und nach verfufferte ich die ganze Schar junger Mollienisia und noch eine grosse zahl junger Poecilia mexicana. Das war zwar ein etwas kostspiellges Futter, erwiess sich aber als ausserordentlich kraftigend fur die kleinnen Fundulus, die jetzt, ans Fressen gewohnt, auch an anderes lebendes Futter gingen und bei der abwechslungsreichen Futterung sich febelhaft rasch entwickelten. Besonders die fast tagliche Futterung mit roten Muckenlarven, die ich von Thumm-Klotzsche-Dresden bezog, trug zu dem rapidem wachstrum bei, so dass ich Ende Dezember 1907 ein fast ausewachsenes Zuchtpaar con diesem blauen Fundulus vor mir hatte. Nun begannen such die Liebesspiele, die sich in fast analoger Weise wie bei Fundulus